Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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Kultur?-Aber — gegen alles Ererbte muB ich feindselig sein, und mein Erworbenes ist so gering.“ (1903 aus Oberneuland.) Mit Unruhe spurt er, wie Schaffen und Erlernen, einander benotigend, sich auch wiederum einander entgegensetzen konnen, und daB dies oft der Grund war, warum er dam it nicht weiterkam, Hemmungen stattForderungen erfuhr, sich ungeschickt, unbeholfen dazu vorkam: „Als ob ich von einem eingeborenen Wissen zuruck- kommen miisse auf einen muhseligen Weg, der in vielen Windungen dazu hinfuhrt.^ „0 daB ich Werktage hatte, Lou, daB meine heim- lichste Herzkammer eine Werkstatt ware und Zelle und Zuflucht fur mich; daB all dieses Monchische in mir klostergriindend wiirde um meiner Arbeit und Andacht willen. DaB ich nichts mehr verlore und alles aufstellte um mich, nach Verwandtschaft und Wichtig- keit. DaB ich auferstiinde, Lou! Denn ich bin zer- streut wie ein Toter in einem alten Grabe.- dann hatte ich so unendlich viel zu tun, daB ein Werktag dem andern gliche, und hatte Arbeit, die immer gelange, weil sie beim Erfiillbaren und Geringen beganne und doch schon im GroBen ware von An- fang an.a Sein Schaffensdrang und sein erkennender Geist, sich immer wieder im Wege, sind dennoch in ihm