Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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schaft verwirklichte sich die schopferische Einheit von Leib und Geist und — riB damit das Weib vom Werkschaffen, so, wie ihn umgekehrt der sterile Wider- stand des Leiblichen gegen letzte geistige Vereinheit- lichung beinahe in Schaffensentsagung gestoBen hatte. Es war ja von jeher das Mysterium am weiblichen Schicksal, was ihm alle Madchen zu Schwestern wer- den lieB: es war dies und nicht, wie leicht gemeint wurde, madchenhafte Scheu des Jiinglings, die seine vielen friihen und immer wieder anhebenden Mad- chenlieder so zart und wehmutstief erklingen lieB. Im Leibschopferischen des Weibtums, in dem, wo- durch das Weib zeugend, nahrend, schiitzend, fiihrend wurde, steckt dessen gleichsam mannlicher Einschlag, der eine verborgene Gemeinsamkeit um beide Ge- schlechter schlingt: die beide nach dem Geburtsakt verlangen als nach dem Ausdruck ihrer eigensten Wesentlichkeit, ihres Lebens liber sich hinaus. In die Jahrgange nach dem Malte-Buch fallen vor- nehmlich Rilkes Ubertragungen, die sich samtlich mit der Verherrlichung von Frauen befassen. Dahin ge- horen: Die „VierundzwanzigSonette der Louize Labe“, die „Portugiesischen Briefe der Marianna Alcoforado“, die „Liebe der Magdalena"; hier war es der andere Zug am Weiblichen, der ihn hinriB, - richtiger: dessen Hingerissenheit er stiirmisch ftir sich verlangte; sich riickhaltlos, gegen sich selbst so rucksichtslos, wie es