Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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mer noch ein bereuendes, sich nicht arglos dem Ver- dammten preisgebendes Menschsein einbegreifen — Zwiespalt, Frage, wohin man gehore. „Holle“ dagegen ist ja gerade deswegen keiner Erlosung zuganglich, weil sie doppeldeutig fesselt und bindet: auch im Sinn der unbegreiflichen heimlichen Anziehung. Eben dadurch der Widerpart des Gottes, also Gott in Urn- kehrung noch einmal, der deus inversus in seitiem Reich - gleichsam Liicke in der Allgegenwart Gottes, wie die drastische Sprache christlicher Dogmatik es etwa nennen durfte. DaB dieses Hollische sich auf- tun konnte, hangt eng zusammen mit derVollendung der Engelseligkeit, mit der iiberzeugenden Drastik, die ihrer Wirklichkeit zukommt, nach dem Gesetz, wonach der Gipfel den Abgrund erkennen laBt und das Licht sich bewahrt am Schlagschatten. Aber dies Verjenseitigende der Engelverkundigung, dies dadurch Entwirklichende, Entwertende des Irdi- schen, ist nicht der einzige Charakter der Elegien. In ihnen gewann andrerseits auch das Irdische seinen Ausdruck mit der Inbrunst eines unaufhaltsamen Be- kenntnisses zu ihm, wie kaum je vormals. Nicht zwar in jener Drangabe wie im „Stundenbuch“, wo der Dichter in all und jedem seinem Gott ohne weiteres mitbegegnet, der es bereits an seiner Statt gedichtet hat, am realen Ding alle Poesie selber miterschuf - sondern anders: indem der Mensch die Engel, die