Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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war der Gang der russischen Geschichte, die Eigentiim- lichkeit einer Entwicklung, welche zwischen Gegen- satze gestellt ist; welche, schon durch ihre geogra- phische Lage zwischen Ost und West, behindert ist, eindeutig und rasch vorwarts zu schreiten, weil von zwei Seiten beladen, und nur hoffen kann, fur diesen Entgang an Beweglichkeit, beidem die Synthese zu schaffen. Er wurde nicht miide, das in Bildern zu sehen, und man empfand, wie er sich selber darin sah: auch in ihm erlitt die Aktion nach auBen Ein- buBe an der sich iiberbewegt stoBenden innern Akti- vitat - genotigt zu Geduld und Duldung, sofern die Gegenwart vorarbeiten sollte einer Zukunft, die ihm einmal Ausdruck seiner selbst wurde, Ausdruck atidrer Art als der des Machtstrebens im Wettkampf. An sich dachte er, wenn er schrieb (Oberneuland, 15. August 1903): „Vielleicht ist der Russe gemacht, die Menschen- Geschichte vorbeigehen zu lassen, um spater in die Harmonie der Dinge einzufallen mit seinem singen- den Herzen. Nur zu dauern hat er, auszuhalten und wie der Geigenspieler, dem noch kein Zeichen ge- geben ist, im Orchester zu sitzen, vorsichtig sein In¬ strument haltend, damit ihm nichts widerfahre . . . Immer mehr und von immer innigerer Zustimmung erftillt, trage ich meine Zuneigung fur dieses weite, heilige Land in mir-“