Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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wo wir fur sie keinen Blick erubrigen, wandeln wir fur und fiirdarauf. Und nicht nur zum Innenbesitz des gesunden Jedermann gehort dieses Stuck allgemein- menschlicher Schopferbefahigung: es reicht nochhin- ab bis in jene demiitigendsten Lagen, wo seelische Gebrechen uns aus uns selbst zu verriicken scheinen, uns in irregehende Triebe verstricken, aus denen her- auszuhelfen nur bewuBteste Klarung sonst Aussicht hat. Gerade in solchen Lagen kann es sich ereignen, daB infolge der Untiefen, in die es uns reiBt, wir in die Nahe derjenigen Wege kommen, auf denen der Klinstler sein Werk von tiefher ins BewuBtsein hebt. Als kreuze er, bei dieser starksten Einkehr, die dem Menschen in den Menschen gelingt, denselben Weg, auf dem der dorthin abgesunkene Seelenkranke ratios suchend vor sich her tastet. Was zwischen den beiden bei solchem AnlaB ahnungsvoll hin und her schwingen mag, kann der Gesunde auf Verstandespfaden nicht ermitteln; daB aber eine solche Erfahrung auch dem Schaffenden selbst kostlich werden kann, ermutigen- der als irgendein Beifall von Kennern oder Konnern, dafur mochte ich noch einmal den Dichter persbn- lich zeugen lassen. Vielleicht entsann er sich dabei der alten Sehnsucht, Arzt, Heiler, Heifer zu werden, als ob damit erst die eigne Hilfe auch an ihm gewahr- leistet sei Nachdem ich ihm von einem Leidenden erzahlt, der, durch nichts zum Kunstverstandnis er-