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Damit hing ein Doppeltes zusammen, was den
russischen Menschen und dessen Land zweifellos
kennzeichnet: eine Sinnesart umgab ihn dort, fur die,
ohne Frage, das Machtstreben etwas ganz anderes
bedeutet als fur den europaischen Menschen: nam-
lich im Grunde eine auferlegte Last oder eine ungute
Versuchung, ein Bruch mit jener Briiderlichkeit, in
der allein man doch der Heimat inne wird und der
notvollen Vereinzelung enthoben. Was im iibrigen
Europa als schwachlicher, ja kranklicher Wesenszug
erschiene, der den Lebenskampf von vornherein lahm-
• •
legt, ist dort fur das Volk eine natiirliche AuBerung ge~
sicherter Kraft, weil die Wertbetonung auf derGleich-
heit der Menschen („vor Gott“) anstatt auf ihrer Unter-
schiedenheit (vor den „irdischen Zielen“) liegt. Wobei
ein an sich AuBerliches als sehr dazugehorig mit-
spricht: das ist die Weite der russischen Landschaft
in zwei Weltteilen, die dem Heimatbegriff geradezu
jenes Begrenzende abstreift, was den Abstand eines
Landes von einem andern zur Voraussetzung hat; wie
man gewissermaBen nirgends aus der Heimat heraus-
zugeraten meint, so auch nichtaus dem menschlichen
Verband, als verbiirge er bereits nachste Blutsver-
wandtschaft. Rilke sah zwischen WeiBem bis Schwar-
zem Meer, langs den Wolga-Ufern vom Suden an bis
an die nordischen Birkenwalder, in diesem Sinn stets
den gleichen Menschen sich begegnen; und wenn es