Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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terials, die dem Bildhauer die Stetigkeit seiner Arbeits- weise auch auBerhalb der aussetzenden inspiration" ermoglicht, ist ihm ja nur dadurch gegeben, daB es sinnenfallig ihm vorliegt. Dem Dichter steht an dieser Stelle das Wort - also etwas vom Wirklichen, den Sinnen FaBbaren,weit Abgeleitetes, einbloBesZeichen, das der logisch-praktischen Verstandigung dient. Er muB es erst zu demjenigen Material machen, woran Dichterisches sich vollzieht. Die Bereitschaft derSinne, womit Rilke etwa den Panther im Pariser Tiergarten oder eine Pflanze im Luxembourg tage-, ja wochen- lang beobachtete, enthielt sozusagen nur erst den Schauplatz, auf dem das neue sachliche Verhalten vor sich ging; denn sachlich hieB hier: eine nur um so tiefere, liber alles Gefiihlsbetonte noch tief, tief hinab- reichende Einfiihlung - eine, die dadurch jede, auch die sentimentbeladene Gegenuberstellang aufhebt - eben dadurch das Wort, das AuBenzeichen, gleichsam zu dem zu Sagenden selbst werden laBt, zur Beschwo- rutig, zur Schopfung. Noch viele Jahre spater sucht Rilke sich manche MiBerfolge oder schwere Nach- wirkungen von damais sozu erklaren; erschreibt 1914: „Es fallt mir ein, daB eine geistige Aneignung der Welt, wo sie sich so vollig des Auges bedient, wie das bei mir der Fall war, dem bildenden Kiinstler ungefahrlicher bliebe, weil sie sich greifbarer an kor- perlichern Ergebnissen beruhigt “