Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

57/152

(debug: view other mode)

The image contains the following text:

geborene Kiinstlertum, das nie ganz rastende Werk- schaffende, das ihn in alien Poren durchdrang; es war auch dies, was ihn auch miindlich zu einem Erzahler allerersten Stils machte und mit ihm gemeinsam auf- genommene Eindriicke und Erlebnisse, selbst ein- facher Art, zu unvergeBlichem Ereignis gestaltete. Indessen, die von den Menschen verfertigte Scha- blone, in die er sich ohne weiteres bergen durfte, als er dafiir „bekannt“ genug war, bedeutete nicht ledig- lich Bequemlichkeit oder Erleichterung, sondern zu- gleich auch eine Art von Gefangnis, von Klausur. Er entsann sich eines kleinen Kinder-Erlebnisses, worin dies Schreckhafte, was mit drin steckt, zu wundersamer Drastik kam. Da sieht er sich vor einem Stehspiegel in einer selbstgewahlten Vermummung (bei der dahin- gestellt bleibt, ob an ihr nicht vielleicht die kleine Renee heimlich auflebte). Anfangs belustigt es ihn,dann spannt es seine Neugier, ob er, Fratzen schneidend, noch imstandebliebe, sich selbst durch dieMaskerade hindurch zu erkennen, allmahlich wird es zurBangnis vor der Unheimlichkeit des Fremdbildes - und end- lich packt es ihn mit jahem Entsetzen, so daB er, angstvoll um sich schlagend, umsonst aus den Hiillen herauszustrampeln sucht, bis er, schweiBbedeckt, bebend, mit dem Gefiihl, erwiirgt, erdrosselt zu sein, sterbebereit am Boden liegt. In dieser Erinnerung tut sich die ganze Doppeldeutigkeit auf von Selbstsein