Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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Glocken zu lauten beginnen, so schwingend im In- nern, so bebend bis in die Fundamente, so weit hinaus- reichend aus mir selbst. So sehr hinreichend zu Dir. Wie nah war mir alles,wie vonAngesichtzu Angesicht. „Wie sehnt man sich danach-nur einmal wieder in sich die Hand zu fiihlen, die die Lerchen so hoch in die Himmel wirft Was man aber nicht erwartet, ist, daB nach Heraus- gabe des „Stundenbuches“ in ihm die Vorstellungauf- kam: der „Malte Laurids Brigge“ wiirde sein letztes Werk. Manchmal spielte er nur mit dem Gedanken, manchmal lebte er aber auch darin, ja lebte darin auf. Befreit sein vom schopferischen Zwang des Schaffens, hieBe auch befreit vielleicht von der Gegenmacht des- sen, was, im Leib-Geist-Streit sich dran iiberspan- nend, alle natiirliche Gesundheit in Verzerrungen zwang. „— wenn der merkwiirdige Hintergedanke, nicht rnehr zu sckreiben, den ich mir wahrend der Beendigung des „Malte“ offers als eine Art Erleichterung vor die Nase hangte, mir wirklich ernst ware.-Du muBt nicht lachen, aber wochenlang, gegen den AbschluB des „Brigge“ zu, hatte ich das Gefiihl, ich konnte noch Arzt werden hernach, studieren und dann Arzt irgend- wo auf dem Lande. Dies schreibt er noch 1912 (Ende Januar aus Duino).