Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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im Muttertum geschieht, auch in der Liebe zu ver- stromen, die Liebe zu leisten als die groBe Aufgabe des Reichtums, den sie aufschlieBt und lost, und gegen den das Gluck des Geliebtwerdens kleinlich wird. Die Leistung ohne Gegenliebe: das allein wurde die Angst des Selbstzerstorerischen im Schaffen weg- nehmen, das allein hieB erst: das Schaffen auf sich nehmen. Eine ganze Weile lang wirkte der Maltesche Gedanke an den „nichtwiederliebenden Gott“ darin nach; noch Jahre spater schrieb er: „Du weiBt von meinen Planen zu einer Rede iiber die Gegenliebe Gottes, eine Notiz, die ich kiirzlich irgendwo las, brachte mir das wunderbare Verhaltnis in Erinnerung, das Spinoza muB aufgestellt haben durch seine Einsicht in die Unabhangigkeit des Gott- liebenden von jeder Erwiderung Gottes: so daB ich ja wohl gar nicht weiterdenken diirfte als iiber diesen Weg. Was von Spinoza miiBte ich lesen, um mich dariiber zu unterrichten? — Hattest Du die betref- fenden Bande? —“ Dabei entschwand ihm, daB das fur ihn eigentlich Bedeutsame an diesem Problem ganz woanders lag als im spinozistischen Verhalten eines Philosophen oder dem erotischen der groBen Liebenden, die sich ans Objekt hingeben - selbst ohne Gegenliebe. Was ihn darin so tief traf, war im Grunde fast das Ent- gegengesetzte: durch die Gewalt der Liebe nicht nur