Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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uns; und mich ruft sie: ,Mann‘ und ,guter Mating und ist zufrieden, daB ich noch da bin.“ Jener schmerzhafte Widerspruch, der ihn aus Ge- meinsamkeit in Einsamkeit riB und in der Einsamkeit doch in sich selber zerriB, brach mit den alten Angsten am schauerlichsten aus wahrend Rilkes ersten Pariser Aufenthaltes. Wenn ich die brieflichen Schilderungen davon nicht hier ausfuhre, so ist es deshalb, weil sie wortlich in das Pariser Tagebuch des „Malte Laurids Briggeu ubernommen worden sind. Er leitete sie ein mit den Worten: „Ich mochte Dir sagen, liebe Lou, daB Paris eine ahnliche Erfahrung fur mich war wie die Militar- schule; wie damals ein groBes banges Erstaunen mich ergriff, so griff mich jetzt wieder das Entsetzen an vor alledem, was, wie in einer unsaglichen Verwirrung, Leben heiBt. Damals, als ich ein Knabe unter Knaben war, war ich allein unter ihnen, und wie allein war ich jetzt unter diesen Menschen, wie fortwahrend verleugnet von allem, was mir begegnete; die Wagen fuhren durch mich durch, und die, welche eilten, machten keinen Umweg um mich und rannten voll Verachtung iiber mich hin, wie liber eine schlechte Stelle,in der altes Wasser sich gesammelt hat.“(Worps- wede, 18. Juli 1903). In diesen furchtbaren und meisterhaften Schilde¬ rungen der Armsten der Armen, ihrer Krankheiten,