Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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Hande kame, verlore sie ganz die Nebengerausche des Krankhaften-und ich brachte es in ihr end- lich zu einiger Kontinuitat, statt sie, wie einen ver- schleppten Knochen, unter lautem Hallo von Ge- busch zu Gebusch zu tragen Die Moglichkeit aber, dies zu andern, hing an einer unerfiillbaren Grundbedingung. Er sah friih ein, da8 sein MiBlingen in Wahl und MaB nicht nur „eine Schwache der seelischen SchlieBmuskeln" bedeutete. Die produktive Stunde hangt ja auch nicht nur von ungestorter Versunkenheit ab, sondern nicht minder davon, daB die richtigen Eindriicke den AnlaB, die Gelegenheit fur sieergaben; kann man doch geradezu sagen (und hat es oft genug vermerkt), der Schaffende begegne schlieBlich nur noch dem, bemerke nur noch das, was seine Stunde heraufzubeschworen geeignet sei, indem es sich in unfaBbaren Rapport setze mit dem Allertiefversunkendsten, Urgriindlichsten in ihm. Diese geheime Bezogenheit war in Rilke gestort, weil er sie unterwegs dorthin gehemmt erhielt, weil er ihre Beriihrung mit seinen altesten und verborgensten Erinnerungsmoglichkeiten nicht wagte. „Les impres¬ sions, au lieu de me penetrer, me percent", schrieb er noch viele Jahre spater in dieser Furcht, nachdem er viele Jahre zuvor (1903, am 25. Juli) schon be- schrieben hatte, wie das von auBen her Empfangene sich am Ende in ihn hineinverliere.