Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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zogen, sich zum erstenmal an den „Elegien“ Hoff- nung holte: ein Erkanntsein von unbeschreiblicher Leuchtkraft, ein hoffendes Eingehen in Ordnung und Ruhe - kam die Erwiderung darauf (aus Chateau de Muzot, 1924, am Dienstag nach Ostern): „Meine liebe, liebe Lou, ich kann Dir nicht sagen, was Du mir fur groBe, groBmachtige Ostern bereitet hast mit Deinem Brief —--Erst nachstens, wenn ich Dir die Geschichte meines vergangenen (dritten) Muzot-Win- ters erzahlen werde, wirst Du merken, wie wunder- bar es ist, daB Du mir gerade jetzt dies von xxx be- richten kannst: ich lese es immer wieder und hole mir daraus ein unbeschreibliches Geborgensein.“ — „Geborgensein“ heiBt ihm hier, daB es ihm selbst erst auf dem Umweg liber diejenigen zukommt, denen er es bringt. Darin ist nicht ein auf die andern ge- richtetes Interesse, sei es Mitleid, Bescheidenheit, Ruhmgier, Herablassung oder was sonst. Nichts ist darin auBer dem Jubel jener Stunde, worin er von den Elegien schrieb: „Sie sind. Sie sind!“ Keinen starkern Ausweis fur deren Sein kann es geben fur ihn - der an ihrem Schaffen sich zerstort fiihlte, der an diesem Punkt seine eigene Fragwiirdigkeit erlitt, der mit ihr den Erfolg des Seins begleichen muBte als daB zerstorte Menschen sich daran zum Sein wiederauf-