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stark, das Gefiihl, vergessen zu sollen, was geschehen,
als rniiBte sonst die Wirklichkeit selbst daran ge-
spenstisch werden. So schildert Rilke nach dem Krieg
(1920, aus SchloB Berg im Kanton Zurich) einen Ein-
druck, den die Wiederkehr nach Venedig ihm gemacht,
wo er sich in der Vorkriegszeit mit Fiirst und Fiirstin
von Thurn und Taxis und dann mit der Duse aufge-
halten hatte:
„Mein Wunsch, alles unverandert zu finden, mog-
lichst unverandert, ging so wortlich in Erflillung, daB
man immerfort am Rande stand, fiber die unsaglichen
Jahre hiniiber, die bloBe Wiederholung, das Noch-
einmal zu erleben, was in unheimlichster Weise mog-
lich war: denn die Umstande wurden ja immerfort
auf ihre Gleichheit hin angesprochen, das Herz
aber, dessen Angehaltensein wahrend der Kriegsjahre
Schuld trug, daB es auch sein AuBerstes und Leb-
haftestes war, unverwandelt zu sein, - nahm das von
einsther Gleiche auch in der gleichen Verfassung hin:
und da brach eben jene Nichts-als-Wiederholung
herein, die mich beinah mit Entsetzen erftillte, wenn
ich sie nur von feme voraussah. Als ich zu allem
UberfluB erfuhr, die Duse sei angekommen, krank,
um in Venedig Wohnung zu suchen, da schien mir,
daB auch nun dieses sich wiederholen sollte, so fiirch-
terlich, daB ich von einem Tag zum andern davon-
reiste und zuriick in die Schweiz.a