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Landarzt zu werden, hatte er als Knabe, noch als Jung-
ling, ersehnt - wobei „Land“ hier steht fur Einklang
mit aller Natur und „Arzt“ fiir die Biirgschaft, daB
Gesundung zu erreichen und immer neu an andern
zu erweisen moglich sei.
Aber ebenfalls 1912 waren die beidenersten Elegien
ins Dasein gerettet worden, die er im vorhergehenden
Brief erwahnt. Und damit war der Dichter unter alien
Umstanden, selbst drangsaldrohendsten, seiner Be-
rufung gerettet. Uberlegt man jedoch die Lange der
Zeit - die annahernd zwei Jahrzehnte die ihn noch
trennen sollten von dem ZusammenschluB der Ele¬
gien, so ahnt man, was zutiefst in ihm anrang gegen
diese seine Berufung, ahnt den heimlichsten Sinn des
„Nicht-mehr-schreiben-Wollens“. Das Malte-Buch
stellt in der Tat eine „hohe Wasserscheide“ dar, die
Entscheidung: ob das „maBlose Armsein“ zu leisten
moglich sei, der Verzicht auf eigenen Natur-Einklang,
die Selbstopferung fiir die Werk-Wirkung auf andere.
Eine von Rilkes Dichtungen aus den Jahren vor-
her wurde veranlaBt durch eine verwandte Konflikt-
lage zwischen Kunst und Leben: das ist sein „Re-
quiem“ soweit es sich auf Paula Moderson-Becker
bezieht. DaB sie aus ihrem Schaffen gerissen wurde
und in den Tod, infolge der Geburt des - von ihr
ersehnten - Kindes, das wiihlte in ihm seine geheimste
eigene Fragestellung an das Leben auf. In der Mutter-