Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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„Ronda, am Dreikonigstag 1913. Eigentlich war er langst frei, und wenn ihn etwas am Sterben hinderte, so wars vielleicht nur der Urn- stand, daB er es schon einmal irgendwo ubersehen hatte, so daB er nicht, wie die andern, daraufzu weiter muBte, sondern dazu zuruck. Sein Geschehn war schon drauBen, stand in den iiberzeugten Dingen, mit denen die Kinder spielen, und ging in ihnen zu- grund. Oder es war gerettet im Aufschaun einer Fremden, die vortiberkam, wenigstens verlieB es sich dort auf seine Gefahr. Aber auch die Hunde liefen damit vorbei, beunruhigt und sich umsehend, ob er es ihnen nicht wieder wegnahme. Wenn er aber vor den Mandelbaum trat, der in seiner Bliite war, so erschrak er dennoch, es so vollig dort driiben zu fin- den, ganz tibergangen, ganz dort beschaftigt, ganz fort von ihm; und er selber nicht genau genuggegen- iiber und zu triibe, um dieses sein Sein auch nur zu spiegeln. Ware er ein Heiliger geworden, so hatte er aus diesem Zustand eine heitere Freiheit gezogen, die unendlich unwiderrufliche Freude der Armut: denn so lag vielleicht der heilige Franz aufgezehrt und war genossen worden, und die ganze Welt war ein Wohlgeschmack seines Wesens. Er aber hatte sich nicht rein geschalt, hatte sich aus sich herausgerissen und Stucke Schale mit fortgegeben, oft auch sich (wie Kinder vor Puppen tun) an einen eingebildeten