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richteten. Hierdurch, daB er ihnen den Tag am Kreuz
zum osterlichen Tag emporhebt, gilt dieser Tag auch
ihm; sie sagen gleichsam ihm: „Heute noch wirst du
mit mir im Paradiese sein “
Derselbe Umstand aber nahert ihn den Menschen
iiberhaupt an einer Stelle, macht ihn ihnen zum Nach-
sten an einer Stelle, wo wir in unser aller Urgrund
niedersteigen und der Hochststehende nicht minder
seinen Boden hat als der am miihseligsten Empor-
klimmende. Ich mochte glauben: damit hangt noch
Rainer Maria Rilkes lebenslangliches und durchgan-
giges Bediirfnis zusammen, sich bewahren zu lernen
am werktaglich Simpelsten, an der stetigen Treue im
Geringsten, an der ehrfiirchtigen Behandlung auch
der armen und unbegnadeten Stunden des Daseins
noch. Da war es ihm nicht allein darum zu tun, sich
wahrend der Liicken der Meisterschaft wenigstens
als Lehrling zu iiben. Sondern um dies war es ihm zu
tun: herausleben zu diirfen aus dem, was Geringstes
nicht weniger wie GroBestes alleinheitlich umgreift
und was aus dieser Geborgenheit uns deshalb nicht
fallen lassen kann - mag immerhin unser menschliches
BewuBtsein, in seinem Verpflichtetsein auf Unterschei-
dung und Vergleichung, noch so dringlich, noch so
zudringlich iiberzeugend, uns hoch und niedrig,
Triumphierendes und Scheiterndes, Himmlisches und
Hollisches, Leben und Sterben auseinanderreiBen.