Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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ten iiberwies. Diese Zeit hat fur immer seine schwer- sten,ja in mancherHinsichtschaurigstenErinnerungen umfaBt. Halbwlichsig entfloh er der Militarschule, nicht ohne derb-abenteuerliche Nebenumstande, und errang dann, zu Hause in Prag, die Erlaubnis, sein Abiturium nachzuholen. Diesen BeschluB dankte er einem Onkel, Bruder des Vaters, der auch die Mittel fur den erforderlichen Privatunterricht dazu hergab. Von dem Onkel, einem Rechtsanwalt, soviel ich weiB, scheint der einzige giinstige EinfluB auf den Knaben ausgegangen zu sein; zu ihm gewann er Zu- trauen, als er des Onkels Zweifel, ob er auch Stich halten werde, vor seinem FleiB schwinden sah, und lebhaft wurde der Wunsch in ihm, ein ebenso tiich- tiger Mann zu werden - werin auch nicht als Jurist, sondern als Landarzt. Sogar noch des Onkels Tod (der lange Jahre vor dem des Vaters erfolgte,) umgab er mit besonderer Ehrfurcht; anscheinend erlag der Starke, Wohlbeleibte, einem SchlagfluB; ihm jedoch war er so machtig gesund vorgekommen, daB ihm schien, der Onkel habe die Gesundheit wohl nur selbst gleichsam iiberrennen, den Tod zur ihm ge- nehmen Zeit zulassen konnen, was sich etwa so an- sah: als sei er an der eigenen Blutmenge geplatzt. Zum erstenmal taucht hier, an einer kindlichen Phantasie, die Vorstellung vom „eigenen Tode“ auf, die im „Malte Laurids Brigge“ eine so groBe Bedeutung gewinnen