Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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Aber von Anfang an war er sich der Schwierig- keiten seiner Nachfolge Rodins bewuBt gewesen, schon 1903: „Ich litt an dem iibergroBen Beispiel, dem unmittel- bar zu folgen meine Kunst keine Mittel bot; die Un- moglichkeit, korperlich zu bilden, ward Schmerz an meinem eigenen Leib, und auch jenes Angsthaben (dessen stofflicher Inhait die enge Nahe von etwas zu Hartem, zu Steinernem, zu GroBem war) entsprang aus der Unvereinbarkeit zweier Kunstwelten.“ Denn noch etwas anderes als bloB die Unverein¬ barkeit zweier Kunstwelten kam hier in Frage, und eigentiimlich weist Rilkes Ausdruck, den er hier in Klammern setzt, darauf hin: es war der Gegensatz der beiden Menschentypen selbst. Zweifellos war Rodin der markant maskuline Mensch, was ungefahr so viel heiBt, wie: Trotz der Gewalt, womit er sich seiner Kunst hingab - und eben dies hatte ihn ja fur Rilke so unendlich bedeutsam gemacht besaB er seine Kunst und nicht sie ihn. Das heiBt, ervermochte es, sein Wesen derart zu gliedern, daB er ihr viel, fast alles, uberlieB und dennoch des Restes auch noch auf andere Weise froh werden konnte, ohne bei allem des bindenden Mittelpunktes zu bedtirfen. Auch falls dies Schaffen nach irgendeiner Seite zu weit liber- griff, gleichsam verstiimmelnd, schadigend, konnte er es nach irgendeiner andern Seite wieder gutmachen -