Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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WENN man aufschlagt, was, etwa um die Mitte der neunziger Jahre, von Rene Maria Rilke an Pro- duktionen bereits vorlag - also „Larenopfer“, „Traum- gekront“, Gedichte aus den von ihm selbst redigierten „Wegwarten“-Heften, endlich noch ein paar Novellen, die nicht bewahrt worden sind dann kann man sich dem Eindruck nicht ganz entziehen, als habe von vornherein eine Bezogenheit zwischen dem Dichter und dem Tod bestanden. Die Todesnahe der Dinge, die er besingt, ihr Hineinheben ins Zarte, Vergang- liche, Hinfallige, scheint sie ihm erst poesiereif zu machen. Sterbend hauchen sie Schonheit aus als ihren Anteil an der Ewigkeit, und dementsprechend ist der Ton, der von ihnen zu uns sagt, ein leiser, iiber- schwenglich zarter, hie und da von fast unbegreif- licher Musikalitat, hie und da doch auch das Senti- mentale streifend. Aber ein MiBverstandnis liegt dabei ganz nahe, und es hat Rilkesche Poesie oft und oft in eine falsche Romantik geruckt; denn der da sang, meinte schon frtih, schon von Beginn an, mit dem Hinweis auf das Sterbliche nicht den Tod, sondern