Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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teuer bezahlt erachten wiirde, - fast ebensogut aber finden konnte, die Muschel iiberwolbe sie stattlicher, als sie selbst sei, und es sei nur gerechtfertigt, ihre ganze Lebensarbeit an deren Festigung und Schnorkel- rundung dranzugeben. Solche miBempfundene Behausung ist fur Rilke seine Leiblichkeit, dies Nichtaufarbeitbare in den schopferischen Vorgang, und nur darin, nicht aber im Asketensinn oder irgendwie moralistisch verstan- den, ist es das Bestrittene und Gefiirchtete. Es enthalt dasselbe schopferische Prinzip, wenn auch uniiber- setzbar ins andere, es enthalt insofern auch dessen Spiegelbild - wie zum Hohne: es wird dadurch etwas Nachafferisches, das versucherisch beirrt. Seine Klagen liber korperliche Storungen, so zahlreich in diesen Briefen, in denen er sich riickhaltlos nachgab in seiner groBen Not, mtissen gelesen werden, als schriebe er iiber Immenses, indem er iiber Korper schreibt: so immens wie dasjenige, worin sich ihm schopferische Vision verkorperte. Er ruft jedes dieser Worte vom Kreuz herab, an das er genagelt ist, das ihn gewalt- sam hochgereckt halt, bis daB er alle sieben Worte ausgesprochen (hinter deren alien sieben das eine Wort gemartert steht: „Mich diirstet“). Briefstellen aus friihen wie spaten Jahren be- zeugen es. „Ich quale mich - wie ein Hund, der einen Dorn