Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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Aber es war eine Wirklichkeit aufier mir, ich war nicht mit darin und ging nicht darin auf. Und daB ich jetzt, da das kleine Haus und seine stillen schonen Stuben nicht mehr sind, weiB, daB da noch ein Mensch ist, der zu mir gehort und irgendwo ein kleines Kind, an dessen Leben nichts so nahe ist wie er und ich - das gibt mir wohl eine gewisse Sicherheit und die Erfahrung vieler einfacher und tiefer Dinge - aber es hilft mir nicht zu jenem Wirklichkeitsgefiihl, zu dieser Ebenbiirtigkeit, nach der ich so sehr verlange: Wirk- licher unter Wirklichem zu sein “ (1904 aus Rom.) Und das Jahr zuvor die Selbstanklage: „Was war mir mein Haus anderes als eine Fremde, fur die ich arbeiten sollte, und was sind mir die nahen Menschen mehr als ein Besuch, der nicht gehen will. Wie verliere ich mich jedesmal, wenn ich ihnen etwas sein will; wie gehe ich von mir fort und kann zu ihnen nicht kommen und bin zwischen ihnen und mir unterwegs und so auf der Reise, daB ich nicht weiB, wo ich bin und wieviel Meines mit mir und erreichbar ist." Derselbe aber, der so schreibt, wuBte wie kein anderer um die Innigkeit der Zusammenhange zwi¬ schen Menschen: eben dasselbe Kiinstlertum, dessen Anspriiche ihm die Hingabe an Gemeinsamkeit er- schwerte, machte ihn auch wissend, machte ihn auch einfiihlend in die zartesten menschlichen Anspriiche,