Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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wiekeinen anderen. Dieser schmerzlicheWiderspruch wirkt sich hinter tausend Gelegenheiten aus, gibt schon jeder brieflichen Gestaltung Rilkes um so un- mittelbarer Leben, je gegensatzlicher sie sich abhebt von seiner Resignation vor dem Leben. Mag man herausgreifen, was man will: etwa das Wiedersehen von ihm und seiner Frau Clara mit der kleinen Ruth bei den Schwiegereltern (Brief aus Oberneuland, vom 25. Juli 1903): „Zuerst, als wir kamen, versuchten wir, ganz still und wie Dinge zu sein, und Ruth saB und sah uns lange an. Ihre ernsten, dunkelblauen Augen lieBen nicht ab von uns, und wir warteten eine Stunde lang, fast ohne uns zu ruhren, wie man wartet, daB ein kleiner Vogel naher kommt, den jede Bewegung ver- scheuchen kann. Und schlieBlich kam sie ganz von selbst naher und versuchte einzelne Worte, ob wir sie verstiinden; spater erkannte sie von ganz nah in unseren Augen ihr kleines, glanzendes Bild. Und rief sich und lachelte; das war ihre erste Vertrau- lichkeit. „Und dann ertrug sie mit etwas iiberlegener Nach- sicht unser schiichternes Bemiihen, ihr nahe zu sein und alles mit ihr zu teilen. Und auf einmal war es ihr naturlich, ,Mutter* zu sagen, und dann wieder breitete sie, wie aus Erinnerung, die Arme aus und kam wie auf Liebes auf uns zu. Jetzt ist sie gut gegen