Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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immer zu schwer zu schaffen machten; „ich werde ohnehin bald zu liegen kommen - sei’s Herz oder • • Lunge“, war eine seiner fruhesten AuBerungen an mich, obgleich er, und anscheinend durchaus mit Recht, fur vollig gesund gait. Fragte man ihn aber daruber aus, so auBerte er sich oftmals so, als habe er in diesem Punkt bereits Erfahrungen und Griinde zu jedem Argwohn hinter sich: nur waren es solche vor aller Erfahrung, wie in einer Vergangenheit zu- riickliegend, die sich nicht mehr erinnern laBt und die dennoch alle seine Erinnerungen duster stempelten. Als sei er in eine Welt hineingeboren worden, vor eine noch halbfeindlich zuwartende AuBenwelt ge- schoben - dadurch unsicher seinem eigenen Korper gegeniiber: dem Schauplatz, wo AuBen und Innen zusammengeraten und sich darauf einigen miissen, als eine Dasselbigkeit aufzutreten. Wobei ungiinstig mitwirken mochte, daB seine Mutter ihn zum Ersatz fur ein vor seiner Geburt verstorbenes Tochterchen zu einer kleinen Renee umzuwandeln bestrebt war. In der Kindheit scheint sein Oefiihl ab und zu zwischen den Eltern geschwankt zu haben, die, mit- einander in Streit und Trennung, den kleinen Knaben zwischen sich hin und her schoben. Dann gewann der steifere, strengere Vater das Ubergewicht dauernd, tat aber auch nicht gut, als er seinen Sohn zur strammeren Erziehung der Kadettenanstalt von St. Pol-