Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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„Manchmal entdeck ich mich wie unterwegs zu einer Freude, neulich vor einem Goldlack, der aus der alten Mauer aufbltiht, - aber als kam ich nicht mehr bis hin, es bleibt bei einem sich Auf-die-Freude- Freuen,-und mir verringert sich alles durch die Wehmut, es friiher gekonnt zu haben —. Seltsam, Lou, dagegen erreich ich in den Untergang, wo er sich zeigt, mit so heftigem Verstehen, daB es kein Aufhalten gibt; zufallig las ich neulich Abend den Brief, in dem Montaigne den Tod seines Freundes de la Boetie berichtet: ich konnte hernach vor Weinen nicht einschlafen.“ Eine Seite zuvor: „Meine Natur will so gern, aber ich helfe ihr nicht, das ist das Arge, ich bin eigentlich mitdem Versucher, und er stellt mich an, in seinem Dienst alles das HaB- lichste zu tun, fur das er sonst keinen findet “ In einem schon erwahnten Brief: Gewohnheiten, durch die man friiher immer wieder durchgriff wie durch schlechte Luft, verdichten sich mehr und mehr, und ich kann mir denken, daB sie mich eines Tages einschlieBen wie Wande.“ Aber wie „mit Wanden“ umschlieBt ihn seine Leib- lichkeit schon als solche: sie, am meisten von allem das Gefangnis, das ihn nur afft, als stelle es ihn selber dar, grenze ihn vom Fremden ab, wahrend es ihn von sich selbst absperrt, ihn vergewaltigt. Er liegt