Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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Schon 1903, nach der fliichtigern Bekanntschaft mit Rodin, berichtet er daruber aus Oberneuland: „Immer ist ihm das, was er schaut und mit Schauen umgibt, das Einzige, die Welt, auf der alles geschieht; wenn er eine Hand bildet, so ist sie im Raum allein, und es ist nichts auBer einer Hand; und Gott hat in sechs Tagen nur eine Hand gemacht und hat die Wasser urn sie ausgegossen und die Himmel gebogen liber sie; und hat geruht uber ihr, als alles vollendet war, und es war eine Herrlichkeit und eine Hand.“ Das Buch liber Rodin, nebst dem etwas spatern zweiten, aus Rilkes Rodin-Vortragen in Deutschland entstandenen, enthalt so iiberzeugend dieSchilderung dieser Art der Arbeitsgenialitat, wodurch „die Dinge zum Werkzeug kommen“, anstatt von der Inspiration aufgesucht zu werden, daB sich breiteres Eingehen darauf eriibrigt. Was seine Briefe daruber enthalten, erganzte sich wundervoll durch mundliche AuBe- rungen. Empfand er doch in tiefer Dankbarkeit, wie die herrliche Frucht der „Neuen Gedichte“ nie ohne den Halt und Schutz des Riesenbaumes Rodin hatte reifen konnen. Noch 1911, nachdem es ihm schlecht ergangen war, gedenkt er heiB des gesegneten Ein- flusses von damals (am 28. Dez. aus SchloB Duino): „Mit einer Art Beschamung denk ich an meine beste pariser Zeit, die der „Neuen Gedichte“, da ich nichts und niemanden erwartete und die ganze Welt mir