Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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nommenen furchtlosen Sachlichkeit, die so viel tiefern Aufruhrs benotigte als bloBen „Sentiments“, die mit dem Urgrund des Lebens riickhaltlos sich zusammen¬ tal. Er sprach mir miindlich davon; bei gemeinsamem Aufenthalt in Paris; und v/ir saBen dabei in seinem herrlichen - noch von Rodin selbst mit dessen Mobeln ausgestatteten - Refektorium des Sacre Coeur, vor der riesigenTerrasse, uber die hinweg,aus dem menschen- verlassenen verwildernden Garten, der Bliitenduft des Fruhsommers ihn umfing - wie wahrend jener gan- zen arbeitsberauschten Wochen. Er sprach von diesem Rausch der Gestaltung, die ihn in ihren Bann ge- zogen habe fast bis zur lebendigen verwirrenden Ver- wechslung mit den Personen und Episoden seines Werkes - und er sprach auch von dem Druck, der auf ihm ruhen blieb, weil er trotzdem „seine Kindheit nicht geleistet habe“, sondern ihr ausgewichen sei, Erfundenes an ihre Stelle setzend. Mir wird der Blick unvergeBlich bleiben, womit er, die Augen hinaus- gerichtet in den Sommer drauBen, in schwerem Ton sagte: „Siehst du, es ist damit wie im Marchen, wo es sich darum handelt, einen Verwunschenen in die Brunnentiefe zu sturzen um Mitternacht - drei Nachte hindurch schlagt die erlosende Stunde. Vergeblich-, denn woher den Mut nehmen -?!“ Das Ringen um diesen Mut bildet die verschwiegene Problematik des Malte-Buchs. Es liiftet seine Schweig-