Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

26/152

(debug: view other mode)

The image contains the following text:

„bescheidene Fahnrich erhobe ein Geschrei wie ein Feldwebel“. Die Gedichtbande „Advent“, „Mir zur Feier“, sammelten sich; endlich, als schonster Ertrag, „Das Buch der Bilder“; zwischendurch wurden die „Geschichten vom lieben Gott“ erzahlt, deren Prosa der Poesie nachsteht: wie auch schon die friihern, nicht bewahrten Novellen noch redselig und im Ton gesucht erschienen. Stofflich sind die „Geschichten“ schon vom russischen Interesse beherrscht.Vor Ostern 1899 fiihrte eine lang vorbereitete Reise Rilke nach Moskau, wo wir auch (zu dreien mit meinem Mann), den greisen Leo Tolstoi besuchten (den er und ich dann im folgenden Jahr auf Jasnaja Poljana bei Tula langer wiedersehen durften). Obgleich Tolstoi unsauf das heftigste ermahnt hatte, aberglaubischem Volks- treiben nicht noch durch dessen Mitfeier zu huldigen, fand die Osternacht uns doch, direkt von ihm kom- mend, unter der Gewalt der Kremlglocken. Im bereits angefiihrten Brief (aus Rom 1904) gedenkt Rilke dieser Feier: „Mir war ein einziges Mai Ostern; das war damals in jener langen, ungewohnlichen, ungemeinen, erreg- ten Nacht, da alles Volk sich drangte, und als der Iwan Welikii mich schlug in der Dunkelheit, Schlag fur Schlag. Das war mein Ostern, und ich glaube, es reicht fur ein ganzes Leben aus; die Botschaft ist mir in jener moskauer Nacht seltsam groB gegeben