Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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Man begegnet ahnlichen Traumangsten, einem ahn- lichen Miteinander von Erleiden und Vergewaltigen, manchmal bei Knaben zur Zeit der Mannbarkeit, ehe sie ihr eigenes Geschlecht in ihr eigenes Ich voll ein- bezogen haben, seinen leiblichen AuBerungen als ihnen vertraut gewordenen gegeniiberstehen. Aber selbst, wo dieses Gefiihl von beirrender Doppelge- schlechtlichkeit noch lange nachwirkt, wird es doch von derKorperreife iiberwunden, es kommt amGegen- geschlecht meistens zur Korrektur; die erotischePart- nerschaft bringt die Wo hi tat eindeutiger Wesens- festigung. Bei dem Menschen mit vorherrschendem Durchbruch schopferischerAnlagen istdasnichteben- so selbstverstandlich; die natiirliche korperliche Aus- reifung findet daran eine gefahrliche Nebenbuhler- schaft, sie sieht - in den verschiedensten Graden der Verteilung - ihre Kraft in Anspruch genommen von der Richtung ins Werkhafte anstatt ins real Part- nerische. Auf KompromiB angewiesen, ergibt sie den- noch eine um so starkere Benommenheit durch die korperlichen Vorgange; die unwillig darauf gerichtete Aufmerksamkeit veranlaBt den Korper zu lauter Un- lustkundgebungen, die ebenso viele zurtickgetriebene Lustsehnsiichte sind und dadurch Schwermut iiber • • ihn breiten, hypochondrische Uberempfindlichkeiten hervortreiben. Diese Gefahr nimmt aber nicht ab, wie im durchschnittlichen Normalfall, sondern kann leicht