Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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keine noch so heroische Bemiihung helfen, die er aufbrachte, so konnte kein Opfer ihn herausretten, das er noch brachte, so konnte nur ein Geopfert- werden an ihm stattfinden, ein Ausgeloschtwerden, als bloBen Hindernisses der riesigen Seinseinheit, nach der allein er sich streckte. Hier riihrt, tief und leise, der Untergang an eine dunkle Beseligung, im Vergehen am Herzen des „starkern Daseins“. Eine unheimliche Moglichkeit, dem BewuBtwerden ent- zogen, weil ganz und gar erlebt als Angst und Qual, und doch wirksam in einer furchtbaren Verneinung am Leibe, am preisgegebenen Obdach, das sich nur noch abzubauen hat, sein Gefangnis zu zerbrockeln hat, seine, im Grunde listige und irremachende Falle zu offnen Wer gedenkt nicht dabei der Knaben- erinnerung, wo der kleine Rainer vor dem Stehspiegel sich vergeblich seiner Vermummung zu entwinden strebte, bis er, von Angst gewurgt, sterbebereit am Boden lag? Dazwischen liegt ein Leben: die Angst, die ihn in den letzten Lebensjahren umtrieb, von schreck- lichen und schweren Krankheiten vernichtet zu wer- den, war ebensosehr die andere: noch Leib zu sein, Verklammerung in etwas, was zwingt zu sein, wer man nicht ist. Sturz aus alledem hinaus, wie Sturz ins Hollische, ja-und damit Sturz doch auch, endlich in den ewig erwarteten MutterschoB; er selbst nicht mehr der Gebarende, er selbst nur noch das, was