Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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nimmt noch ihren betaubendensten Schrecken dieser Vorstellung, da8 etwas unberiihrbar Vergangenes plotzlich sich als Gegenwart erweisen konnte, als lagen nicht unausgefullte Abgriinde - das Leben selbst - zwischen Einst und Jetzt. Wobei zugleich diebebende Ahnung besteht - ja zitternde Sehnsucht besteht das so Heraufbeschworene suit dem eigenen Leben zu einen, als erlose dies das Leben erst aus seiner bosen Verwunschenheit zu allem guten Schaffensmut. Er rang damit noch, nachdem er schon in dieSchweiz iibergesiedelt war, es verstorte ihm die Arbeit; noch aus Chateau de Muzot klagt er 1921: „Eine unglaubliche Schwierigkeit der Konzentration ist mir aus der Unterbrochenheit der Kriegsjahre nach- geblieben Das Kriegserleben muBte eine Verstorung neuer Art in seinen Erfahrungen bewirken, denn eins hatte er ja immer groBmiitiger verlernt: auf die AuBenwelt als den Schuldigen abzuladen, was ihm qualvoll war. Jetzt erfuhr man so ganz die wirkliche Preisgegeben- heit nach auBen, und als eine solche, die Menschen untereinander sich antaten. Im dritten Kriegswinter und "friihling, den wir beieinander in Mtinchen zu- brachten, wurde mir Tag um Tag die Schwere deut- lich, womit dies Schicksal ihn bedrangte. Und dennoch glaube ich: er war damit schon ein Stuck weiter als wir andern: von mir wenigstens weiB ich es, daB