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worden, ist mir ins Blut gegeben worden und ins
Herz“
Wenn er, nach der zweiten mehrmonatigen Reise
durch RuBland - um den Friihsommer 1900 herum -
dieses Landes iiberhaupt in einem so osterlichen
Sinne gedenkt, wie einer Auferstehung fur ihn, so be-
greift sich das am tiefsten aus seinem „Stundenbuch“.
Denn hier ist es entstanden, aus dem unmittelbaren
Erleben der Stunden; Strophe um Strophe, Gebet um
Gebet, gehoben aus Tagen und Nachten heraus, die
sich anfiillten mit unerschopflicher Andacht - wie
vielleicht noch nie gedichtet und gebetet worden ist:
als habe beides nur zu sein, indem es ein und dasselbe
ist. Das liegt im Namen Gottes, den das „Stunden-
buch“ iiber alles deckt, gleich einem Mantel der Mutter-
lichkeit, unter dem, dadurch erst, auch das Geringste
noch, zu seinem eigenen Namen getauft ist. Dieser
russische Gott iiberwaltigt nichtals sonderlich groBer
Machthaber, nicht dadurch wurde er dem vor dem
Leben Furchtsamen im innersten Gefuhl so glaubhaft:
nicht alles kann er hindern oder bessern, nur Nahe
kann er sein allezeit (weshalb er auch nach Ljeskows,
des russischen Heiligenbild-Dichters, schonem Ver-
gleich, unter der linken Achsel, dem Herzen des Men-
schen am nachsten, seine Wohnung hat). Diese All-
geborgenheit in ihm, seine Art der Allwesenheit, fuhrt
ins Zutrauen zur Umgebung, wie sie auch sei, zum