Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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glanz der Auferstehungen, anstatt sein Gewicht daran zu hangen. In dieser Auffassung macht er auch sein Werk, das aus ihm Hinausgestellte, NachauBenge- brachte des Innersten, ebenfalls noch zu einer Um- kleidung,dievon ihm abgelost,ihn nicht mitverwandelt, sondern, beraubt und frierend, ihn dennoch zuruck- laBt. Auch das Werkhafte niinmt dadurch noch teil an jenem Zwitterhaften, das schillert zwischen Schein und Sein, Befreiung und Bedrangnis, Tod und Leben; es ist der letzte, starkste Ausdruck dafiir. Man kann es nicht streng genug von dem unterscheiden, was in andersartigen Konstitutionen die Entwicklung be- gleitet als Wesenszwiespalt oder SchuldbewuBtsein: von dem, was sich die notwendige kampferische Reibung eben dadurch ermoglicht, dafi eins wider das andere steht und, in dem MaBe, als es gelingt, das Getadelte, zu Bereuende abzutun, sich an solchen Opfern zu sich selbst emporringt. Im Gegensatz dazu handelf es sich hier nicht - um es mit dem popu- larsten Wort zu benennen - um „bose“ oder „gut“, „siindig“ oder „ideal“ es steht gieichberechtigte Macht gegen Macht, beide von gleicher Schicksalshaftigkeit - der Mensch erliegt ihr nicht nur, er besteht in ihr selber, und wenn er gegen sie murrt, so gegen das Schick- sal, das er ist. Er leidet daran so, wie wenn eine MuschelschneckeihrHauschenalseineVerkruppelung triige und dessen Verlust auch mit dem Tod kaum zu