Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.

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ben. In derTat ergab hier gerade die Esoterik, die un- beabsichtigte des ganzlich verinnerlichten Vorgangs, nicht selten nach auBen das MiBverstandnis des Ab- sichtlichen, Manier Werdenden. Es war aber so sehr hier der Dichter selbst, der „mit Gott rang“, daB die verrenkte Hufte ihm zur Ehre wird; und nur die, denen solches Ringen selber ans Leben ging, besitzen in ihm wahrhaft ihren Dichter. In den Jahren vor der Schweizer Zeit - wo er die Michelangeloschen Sonette jahrelang, Stuck urn Stuck, iibersetzte und dabei Herrliches vollendete - wie auch hinterher, nach 1922 und den „Duineser Elegien“, hat Rilke sich vorwiegend mit Ubertragungen befaBt. Das bedeutete ihm nicht etwa Ausfiillung halb pro- duktiver Stimmungen, er setzte sich jedesmal so voll dafur ein wie fiir Eigenes. Aber wohl mochte die Be- schaftigung damit ihm auBerdem Zuflucht werden vor den Drangsalen seiner Seele, so daB sie ihn fiir den Augenblick irgendwie beschwichtigend davor barg (auch wieder ahnlich der „Attrappe“, worin man hinausgestellt ist und auch zuriickgezogen). Dazu kommt der Umstand, daB der Gegenstand einer Uber- setzung ja noch am ehesten jenem „MateriaI“ im Rodinschen Sinne gleichkommt, dem objektiviert Uber- nommenen, an das man sich nicht exakt genug halten kann, um ihm gerecht, ihm gemaB zu werden; so ware darin eine Art KompromiB gegeben, zwischen