Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.
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das Abtun der Gegenliebe, sondern auch, sozusagen, des Objektes selbst. Was vulgar ausgedriickt liegt im meist recht miBverstandlich gebrauchten Philinen- wort: „Wenn ich dich liebe, was gehts dich an!“, kann so wenig „selbstlos“ liebend gemeint sein, daB es heiBen konnte: „Stor mich dabei nicht!“ - d. h. es kann einem infantilen, noch nahezu objektlosen Sich- gehenlassen im Triebhaften, einem auf sich ruckge- wendeten Phantasie-Spiel gleichkommen. Fur den Dichter entsprach es einfach der Ansatzstelle seiner herrlich stark ins Kiinstlerische aufgearbeiteten Erotik, entsprach dem Schopfertum, das gewissermaBen nicht des Einzelobjekts, sondern des insgesamten Kosmos bedarf, um sich daran zu wenden, und das deshalb nur durch eine verwechselnde Selbsttauschung mei- nen kann, auch menschlich und personlich der Ob- jektliebe zu gelten, und deshalb nach Gegenliebe ver- langt. Oft genug, im AnschluB an Menschen, empfand er selbst das „Unwirkliche“ daran, auch wo er sich fast zu weit erschlossen hatte. Schon 1905 schrieb er (Mitte August aus Oberneuland): es ist nur Eins in mir, und ich muB entweder verriegelt bleiben (d. h. schweigen oder schwatzen -) oder aber mich offnen, wobei denn mein einziger Wohner sichtbar wird. Diese Beschaffenheit meines Inneren, diefehlerhaft ist, schlieBt mich eigentlich von