Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.
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zum Tod wie zum SinnbiSd des eigentlichen Lebens,
an das es sich richtet:
„Ich stehe im Finstern und wie erblindet,
weil sich zu dir mein Blick nicht mehr findet.
Der Tage irres Gedrange ist
ein Vorhang mir nur, dahinter du bist.
Ich starre drauf hin, ob er sich nicht hebt,
der Vorhang, dahinter mein Leben lebt,
meines Lebens Gehalt, meines Lebens Gebot -
und doch: mein Tod
Wo AuBerordentliches nach Lebensgestaltung
drangt, da bedarf es kaum erst der Einzelenttau-
schungen, um zu enttauschen, da gentigt schon die
Bedingtheit des menschlichen Daseins an sich, dam it
dieses vor den groBen innern Ansprtichen versage.
Wahrend das durchschnittliche Menschenschicksal
sich zu allmahlicher Anpassung ausgleicht, kommt
es beim auBerordentlichen zur Fragwiirdigkeit des
Lebens selber, sei es, daB hinterher irgendein Grund-
geschehnis dafur verantwortlich gemacht wird, sei es,
daB es sich dem Urteil in ein zusammenfassendes
Gleichnis kleidet, das die empfundene Problematik
nicht mehr ins Harmlosere losen laBt. Fur Rilke gab
es eine Art von Gleichnis, ein Sinnbild, worin, wie
ein mitgegebenes Fatum, seine eingeborene Lebens-
lage sich ihm gewaltsam veranschaulichte; am ge-