Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.
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der typische analphabetische Bauer war, so hatte der
doch schon den riesigen Raum durchpilgert, sei es
zum Besuch seiner Kirchenheiligtiimer oder seiner nach
ailen vier Himmelsrichtungen verstreuten Familien-
angehorigen. Zwei Momentbilder sind mir hiervon
als charakteristisch vor Augen geblieben: gleich an-
fangs der Ausdruck in Rilkes Gesicht bei der iib-
lichen Frage eines Bauerleins: „Wievielmal vierund-
zwanzig Stunden bist du denn her?“, und der Aus¬
druck in seinem Gesicht, einem ergliihenden Gesicht,
als nach erstein Aufenthalt in einem der Wolga-Dorfer
die Bauerin, Abschied nehmend, ihn mit den Worten
kuBte: „Auch du bist wohl nur Volk.“
Auch als Kiinstler empfing er nur in diesem Sinne-
aus dem Menschlichen heraus-Anregungen, wie schon
die ganz GroBen der Dichtung es ihm insbesondere
auf diese Weise, als russische Menschen, angetan
hatten. DaB eine Volksart ihn umgab, die kiinstlerisch
gerichtet war in Phantasie und Auffassung, aber in
einer noch innigen Zusammenfassung von Poesie und
Leben, wie es dem Primitiven entspricht; - daB kiinst-
lerische Betatigungen, noch nicht vollig abgesondert
von den iibrigen menschlichen, noch naiver hinlebend,
unausgegebener und unmittelbarer wirkten, das waren
die Eindriicke, die ihn selbst verkindlichten, verjiing-
ten. Wodurch sie ihm, wie in allem, zum Auftakt wur-
den zu vertrauensvollem Beginn; auch wo es ihn