Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.
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chen MaBe, wie die Engel der „Elegien“, iiber das Kunstgeschaffene hinaus, seiendere waren, von einer Vorhandenheit, Gegenwartigkeit iiber ihren Verkiin- diger hinweg, wurde er selber durch sie in Frage ge- stellt. Was solcheVerkiindigungsstunde nicht unmittel- bar mit-umgriff, was hinter ihr zuriickblieb, wurde an den Engeln nichtig, ja zunichte. Schonheit, als das- jenige, worein das Lichtbild des also Uberherrlichsten aufgefangen wird, ist hier ein Widerglanz, eine Rand- helle, iiber die hinaus, menschlich unauffafibar, eine Feuersbrunst flammt, an der zu nichts zerglimmen miiBte, was ihr auch nur haarbreit iiber den bloB leuchtenden Schein nahe kame: „Denn das Schone ist nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen, und wir bewundern es so, weil es gelassen ver- schmaht, uns zu zerstoren.“ (Erste Elegie.) DaB das von der Kunst als Schonheit Gestreifte, Beriihrte, sei, auch abgesehen von seinem Ausdrucks- vermittler, ist hier das Wesentliche: gestreift wird darin der Beriihrungspunkt zwischen Kunst und Glaube, Schaffen und Anbetung. Der Glaube, die Glaubigkeit, erscheint hier als der letzte Schritt, den die Kunst in ihrer auBersten Ekstasean ihre auBersten Grenzen unternimmt - damit iiber sich selber hinaus anrennend aus dem Schein, dem leuchtenden, an die Feuersbrunst, die tatsachlich verzehrende. Diese Ge-