Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.
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Jahr um Jahr - und dann erscheint es doch nur wie ein Tag, eines einzigen Tages durchbrechender Sinn. Im Februar 1922 da schossen die Fragmente der „EIegien“ - zusammen mit den Orpheus-Sonetten - in WeiBglut, und die groBe Glocke empfing ihre Form, erhartete, tonte - Wie im Sturm, so stand er. Wie Schreie im Winde, so riefen seine Worte das Geschehende heriiber. Lou, liebe Lou, diesen Samstag, am 11. Februar, um 6, leg ich die Feder fort, hinter der letzten voll- endeten Elegie, der zehnten.-Denk! ich hab iiberstehen diirfen bis dazu hin. Durch alles. Wunder. Gnade. - Alles in ein paar Tagen. Es war ein Orkan-: Alles, was in mir Faser, Geweb war, Rahmenwerk, hat gekracht und sich gebogen.- Und stell Dir vor, noch eins, in einem andern Zu¬ sammen hang -schrieb ich, machte, das Pferd, weiBt Du den freien gliicklichen Schimmel mit dem Pflock am FuB, der uns einmal, gegen Abend, auf einer Wolgawiese im Galopp entgegensprang — Was ist Zeit? - Warm ist Gegenwart? Uber so viel Jahre sprang er mir mit seinem volligen Gluck, ins weit- offene Gefiihl.-Jetzt iveifi ich mich wieder. Es war doch wie eine Versttimmelung meines Herzens, daB die Elegien nicht da-waren. Sie sind. Sie sind. Ich bin hinausgegangen und habe das kleine Muzot, 9b