Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.
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treibt, die in den Tieren Ruhe hat und in den Engeln
erst Sicherheit.“
Der Korper ist es, der sich nicht in die erstrebte Ein-
heit fiigen laBt, sich ihr entgegenstemmt, zwischen
Tier und Engel einklemmt (Paris, 26. Juni 1914):
„Mein Korper ist wie eine Falle geworden,-
eine Oberfache voller Fallen, in denen gequalte Ein-
driicke absterben, ein starres, unleitendes Gebiet, und
weit, weit wie mitten in einem erkaltenden Gestirn
das wunderbare Feuer, das nur noch vulkanisch aus-
treten kann, da und dort, unter Erscheinungen, die
der gleichgiiltigen Oberflache, wie Verheerung, ver-
wirrend und gefahrvoll sind —“
Das Unuberwindbare, Unablosbare dieses Stilckes
Selbst, das zugleich ein Fremdstiick wie irgendein
AuBenbestandteil fur unser Innen-Erlebnis bleibt,
brachte in Rilke, je langer, je mehr, eine Triibsal her-
vor, die sich zur Abkehr vom physisch Bedingten
iiberhaupt steigerte. Dies ist der Punkt, wo seiner
Dichtung der „Engel“ erstanden ist. Er erstand ihm
aus dem Drang nach dem, was noch „in den Tieren
Ruhe hat und in den Engeln erst Sicherheit“, - aus
dem Drang, sich vor Vollkommenem zu neigen - neben
sich aufgerichtet zu sehn das, woran er gleichzeitig
ganz zum Schopfer und ganz zum Geschopf werden
konnte.
Schon in Notizen seiner Jiinglingsjahre findet sich