Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.
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er mich unbeschreiblich gramvoll an; und nichtskann den Blick der groBen Augen wiedergeben, noch auch den Ton der stillen Stimme, womit er stockend die Antwort hergab: „Ja: eindeutig-; bin eben - der ,Andere‘“ Gegen den „Andern“, der sich in den leiblichen Zustanden an seine eigene Stelle setzte, wuchs sein hilfloser Grimm: daB man sich des Korpers, des hoh- nenden Widersachers, nicht entledigen und doch bleiben, ein in der Sichtbarkeit sich Auswirkender, sein konne: daB dem, worin man schaffend sich be- wegt, nur eine Wirklichkeit daneben zuteil wird, ein Sein des Scheins. Ein Verdacht wuchs, ob er sich nicht falschlich schone und erhalte: „Aber wer macht sich neu und zerschllige sich nicht vorher. Und ich gehe als Zartling mit mir um zeit- lebens, daB mir nur ja nichts abgebrochen wird.“ Wenn iiber alledem das Werk nur wiirde: das allein stand mehr und mehr obenan - mochte mit ihm selber dafiir das „Unbewaltigte“ verfahren, wie’s auch sei - war er doch darauf allein verwiesen: „es in Erfundenem und Gefuhltem verwandelt auf- zubrauchen, - in Dingen, Tieren, - worin nicht?- wenn es sein muB in Ungeheuern,“ hatte er vor ein paar Jahren davon geschrieben. Das letzte deutsche Jahr, der gemeinsame Winter, der Friihling, der Friihsommer in Miinchen, waren