Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.
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Mund gehalten und geschmatzt dabei, und der Bissen
war liegen geblieben. So sah er jetzt dem Abfall gleich
und war im Weg, soviel SiiBe auch in ihm gewesen
sein mochte.“
„Dies schrieb ich heute friih in mein Taschenbuch,
Du wirst merken, urn wen sichs handelt. Gestern kam
Dein guter Brief. Ja, die zwei Elegien sind da -, aber
miindlich kann ich Dir sagen, ein wie kleines und
wie scharf abgebrochenes Stuck sie bilden von dem,
was damals in meine Macht gegeben war. Verhalt-
nisse und Krafte wie zur Zeit, da das „Stundenbuch“
begann was ware nicht alles gehoben worden. —“
Das „Stundenbuch“, war zur Zeit seiner Entstehung
nicht fur den Druck bestimmt, und es kostete seinem
Verfasser einen groBen Kampf, ehe er nach ftinf Jahren
(1905) sich dazu entschloB, es herauszugeben. Ein
paarjahre lang hatte er es nicht wiedergesehen; nach-
dem ich es ihm gesandt, schrieb er aus Worpswede:
„Das alte schwarze Buch wieder in Handen zu
halten, das war Wiedersehen; und so, wie es war,
gewoben aus Freude, Erkennen, Sehnsucht und Dank,
Unterwerfung und Aufrichtung, schien es ein ge-
steigertes Vorgefuhl jenes andern Wiedersehens, an
das ich denke.
„Die alten Gebete klangen wieder—in dieser grauen
Zelle hier; sie klangen so unverwandelt verwandt,
und wie damals war ich der Turm, dessen groBe