Rainer Maria Rilke / Lou Andreas-Salomé.
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darunter wie begraben, machtlos geknebelt. Selten
nur, scheint ihm:
werde ieh wirklich, bin, nehme Raum ein wie
ein Ding, laste, liege, falle, und eine Hand kommt und
hebt mich auf. Eingefiigt in den Bau einer groBen
Wirklichkeit fiihl ich mich dann als ein Tragender
auf tiefem Unterbau, rechts und links vonTragendem
beriihrt. Aber iminer wieder, nach solchen Stunden
des Eingeftigtseins, bin ich der fortgeworfene Stein,
der so muBig ist, daB das Gras des Nichtstuns Zeit
hat, auf ihm lang zu werden. Und daB die Stunden
dieses Fortgeworfenseins nicht seltener werden, son-
dern nun fast immer dauern, muB mich das nicht
bange machen? Wenn ich so liege und zuwachse,
wer wird mich finden unter allem, was auf mir wachst?
Und bin ich nicht vielleicht schon lange zerbrockelt,
dem Lande fast gleich, fast ausgeglichen, so daB ir-
gendeiner von den traurigen Wegen, die kreuz und
quer gehen, liber mich ftihrt?“ (Rom, Via del Campi-
doglio 1903.)
Die Vorstellung des Absperrenden, Beengenden
versucht umsonst, den Tod zu (iberwinden in einem
All-Lebenswunsch, in dem die Wande sich weiten
zur ersehnten Ganzheit; es bleibt die Trostlosig-
keit, in ihrem starksten Ausbruch festgehalten in
einem Notizblatt aus Spanien, das er mir einmal zu-
schickte: